Das Förderprojekt eurobits
Der eurobits e.V. existiert bereits seit 1999 und hat in dieser Zeit – auf Basis ehrenamtlichen Engagements – im Bereich der IT-Sicherheit wichtige Vernetzungen in der Region hergestellt. Auf Basis dieses über viele Jahre gewachsenen Netzwerks führt der Verein die Arbeit nun deutlich gestärkt im Rahmen des Projekts eurobits, gefördert aus Mitteln des Förderwettbewerbs Regio.NRW, deutlich gestärkt fort: Mit einer Fördersumme von 763.670,- Euro und Projektmitteln von insgesamt über 950.000,- Euro werden über drei Jahre hinweg insgesamt 2,5 Stellen in der eurobits Geschäftsstelle finanziert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konzentrieren ihre gesamte Kraft auf die nachhaltige Entwicklung der IT-Sicherheitsregion Ruhrgebiet und NRW, sowie deren nationale und internationale Sichtbarkeit sowie Vernetzung.
Aus den Projektmitteln werden außerdem Veranstaltungen, Vorträge und weitere Events finanziert, Maßnahmen zum europaweiten Ausbau des IT-Sichertheitsnetzwerkes unternommen und der effiziente Transfer von Wissenschaft zu Wirtschaft unterstützt. Bei allen diesen Aktivitäten leisten die ehrenamtlichen Mitglieder weiterhin ihre wertvollen Beiträge, so dass der Verein ab Dezember 2019 mit noch mehr Schwung umfassend am Thema IT-Sicherheit in der und für die Region arbeitet.
Dies schlägt sich auch eindrucksvoll in der Zahl der bereits gewonnenen Neumitglieder nieder: In den ersten vier Monaten der Projektlaufzeit konnten bereits vier neue Unternehmen und Institutionen für die Mitarbeit gewonnen werden – ein langfristiger Gewinn für die nachhaltige Arbeit des Vereins.
Auszug aus dem offiziellen Förderantrag
Kurzbeschreibung des Vorhabens
IT-Sicherheit ist hinsichtlich der Forschungs- und Unternehmens-Expertise, der Bedeutung für die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft, des Schutzes kritischer Infrastrukturen und persönlicher Daten sowie angesichts der militärischen Bedrohungslage eines der herausragenden Innovationsfelder in NRW.
Aufbauend auf den Stärken und den bisherigen Aktivitäten des Vereins eurobits wird im Projekt die nachhaltige Branchenentwicklung der IT-Sicherheit durch ein systematisches europäisches Netzwerk, die Initiierung von (internationalen) Forschungs- und Entwicklungskooperationen sowie durch Öffentlichkeitsarbeit und die Unterstützung des kontinuierlichen Gründungsgeschehens im Ruhrgebiet angestrebt. Die hierzu erforderlichen Fachkräfte werden bereits in NRW ausgebildet. NRW, insbesondere das Ruhrgebiet, schärft damit das Profil der europäischen „Kaderschmiede“ für IT-Sicherheitsfachkräfte.
Als messbare Erfolgsindikatoren des Projekts dienen die Sicherung des regionalen Unternehmensbestandes, Unternehmensansiedlungen, die Neu- und Ausgründung von Unternehmen, die Zahl der Transferprojekte, das verstärkte Einwerben von F&E-Projektfördermitteln, die Unabhängigkeit von Produkten und Dienstleistungen aus den USA, China und Israel (nationale Souveränität) sowie die bessere Berücksichtigung regionaler Akteure bei Aufträgen der Öffentlichen Hand.
Notwendigkeit des Vorhabens
In Nordrhein-Westfalen ist die Informations- und Kommunikationstechnik-Branche (IKT) sehr erfolgreich:
Aktuell sind in NRW rund 23.700 IKT-Unternehmen mit rund 203.000 Beschäftigten angesiedelt – Tendenz steigend. Durch die Digitalisierung werden viele neue Geschäftsfelder eröffnet. Eine gesteigerte Effizienz, besser abgestimmte Produktionsprozesse und Lieferketten sorgen für ein hohes Potenzial für Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig wird durch die Digitalisierung und globale Verflechtung der Wirtschaft die Bedrohungslage immer diffuser und allgegenwärtiger, die Angreifer werden professioneller, das Schadenpotential ist existenzgefährdend. Die wichtigsten Herausforderungen für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in der heutigen hochdynamischen Wirtschaft sind Wirtschaftsspionage, der Schutz kritischer Infrastrukturen (KRITIS) sowie der Umgang mit dem „Faktor Mensch“ als Hauptunsicherheitsfaktor, und nicht zuletzt die Wahrung der Privatheit und Selbstbestimmtheit von Individuen.
Bei der erfolgreichen Bewältigung dieser Herausforderungen kommt dem Ruhrgebiet wiederum eine zentrale Bedeutung zu. Das Ruhrgebiet ist durch gute Infrastruktur, qualifizierte Arbeitskräfte und hochwertige Gewerbeflächen ohnehin ein attraktiver Standort für Unternehmen und stellt mit über fünf Millionen Einwohnern einen der bedeutendsten Wirtschaftsstandorte in Europa dar.
Mit Fokus auf die IT-Sicherheit werden jedoch insbesondere hier die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Wirtschaft (und Gesellschaft) geeignete Schutzmaßnahmen vor den dargestellten Gefahren bereithalten kann. Die folgenden vier Faktoren machen das Ruhrgebiet zu einem der zentralen europäischen IT-Sicherheitsstandorte:
- Im Ruhrgebiet werden heute die IT-S-Experten von morgen ausgebildet
Circa die Hälfte aller IT-S-Hochschulabsolventen deutschlandweit (130 von ca. 300 pro Jahr) erlangen ihren Abschluss an einer Ruhrgebiets-Hochschule. Die Absolventen sind extrem stark nachgefragt. Damit ist das Ruhrgebiet als Region bereits heute die zentrale „Kaderschmiede“ für die begehrten IT-Fachkräfte.
Laut Informationen des IT-Branchenverbands bitkom gab es 2017 deutschlandweit ca. 55.000 offene Stellen für IT-Fachkräfte, davon gut 40% bei IKT-Anbietern und knapp 60% bei IKT-Anwendern (Vgl.: bitkom, Berg, Achim, 2017: Der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte). Der IT-Sicherheitsbereich gewinnt zunehmend an Bedeutung: So waren noch 2015 lediglich 12% aller Unternehmen, die nach IT-Kräften suchten, auf der Suche nach IT-Sicherheitsfachleuten, 2017 lag dieser Anteil bereits 20%. Wenig überraschend äußerten sich somit auch 75% aller befragten Unternehmen 2017 dahingehend, dass ein Mangel an IT-S-Spezialisten herrsche, 2013 waren es noch 50%.
Die wichtige Ausbildungsrolle des Ruhrgebiets für NRW, Deutschland und Europa äußert sich u.a. darin, dass rund ein Drittel der Studierenden am Horst-Götz-Institut, der europaweit bedeutendsten und größten IT-S-Hochschuleinrichtung, von außerhalb des Ruhrgebiets stammt. Dass diese Fachleute nach erfolgreichem Abschluss zukünftig die Region nicht mehr verlassen, weil sie hier die renommiertesten und besten Arbeitsplätze der Branche vorfinden, ist eines der Ziele des hier beschriebenen Projektvorhabens.
- Das Ruhrgebiet ist der Entwicklungsstandort für IT-S-Produkte und -Dienstleistungen
Im Rahmen des Verbundprojektes nrw.uniTS wurden im Auftrag der Landesregierung 2016 in NRW 700 IT-Sicherheits-Forscherinnen und Forscher in Unternehmen, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen ausfindig gemacht. Der überwiegende Teil findet sich im Ruhrgebiet. Allein am Horst- Görtz-Institut der Ruhr-Universität Bochum mit seinen 26 Lehrstühlen sind mehr als 100 Personen beschäftigt.
Die IT-S-Unternehmensdichte im Ruhrgebiet ist hingegen zwar überdurchschnittlich, jedoch im nordrhein-westfälischen Vergleich nicht herausragend. Dies ist vor allem auf die Spitzenposition NRWs im Ländervergleich zurückzuführen. So wie das Ruhrgebiet nämlich das Forschungs- und Ausbildungszentrum der IT-S-Branche ist, so stellt Nordrhein-Westfalen das wirtschaftliche IT-S-Zentrum dar: Laut Marktplatz IT-Sicherheit (https://www.it-sicherheit.de) sind circa 1.500 Anbieter von ITSicherheitstechnologien in Deutschland ansässig, 1.200 von ihnen lassen sich wiederum hinsichtlich ihrer Herkunft eindeutig einem Bundesland zuordnen. NRW stellt mit 415 bzw. 34% den größten Anteil der deutschlandweiten IT-Sicherheitstechnologie-Anbieter. Das zweitstärkste Bundesland ist Bayern mit 205 Anbietern und 17%, gefolgt von Baden-Württemberg mit 144 Firmen und einem Anteil von 12%.
Mit 53 von 415 Unternehmen stellt das Ruhrgebiet immerhin ein Achtel der IT-S-Technologie- Anbieter in NRW, jedoch sind mit Köln (36), Düsseldorf (22) und Bonn (16) die Rhein-Metropolen in der Gesamtzahl besser besetzt. Betrachtet man jedoch die Mitarbeiterzahlen an den Standorten, so fällt auf, dass mit der Materna GmbH (Dortmund, allgemeine IT-Lösungen, deutschlandweit 1900 Mitarbeiter), der secunet AG (Essen, ca. 500 Mitarbeiter davon 300 an den vier NRW-Standorten Essen, Siegen, Bonn und Paderborn), der G-Data GmbH (ca. 450 Mitarbeiter in Bochum), sowie der Escrypt GmbH (Bochum, 250 Mitarbeiter) gleich mehrere der Branchengrößen im Ruhrgebiet ansässig sind.
- Im Ruhrgebiet befindet sich die deutschlandweit erfolgreichste IT-S-Start-up-Szene
In den vergangenen 18 Jahren haben sich allein aus dem Horst-Götz-Institut insgesamt mittlerweile rund 20 IT-Sicherheits-Start-ups ausgegründet, von denen sich mit einer Ausnahme alle erfolgreich auf dem Markt behaupten konnten. Mit weiteren 5 Ausgründungen aus den IT-S-Instituten in Gelsenkirchen, Essen und Dortmund stellt das Ruhrgebiet die deutschlandweit mit Abstand erfolgreichste IT-Sicherheits-Start-up-Szene.
Drei dieser Start-ups wurden von TÜV Rheinland, Bosch und Rohde & Schwarz aufgekauft, wobei alle am Standort verblieben und infolge besserer Kapital- und Ressourcenausstattung deutlich gewachsen sind. Der Verkauf und die anschließende vollständige Inkorporation des Bochumer Start-ups Zynamics in den Google-Konzern hat geholfen, die internationale Aufmerksamkeit auf den Standort zu lenken.
- Das Ruhrgebiet bietet eine umfangreiche IT-S-Unterstützungsinfrastruktur
Hierzu zählt das Ruhr.Hub. ein gemeinschaftlich von den Wirtschaftsförderungen Dortmund, Essen, Bochum Gelsenkirchen, Duisburg, Mülheim an der Ruhr sowie der businessmetropole Ruhr getragener Inkubator für digitale Start-ups (s. DWNRW-Strategie) sowie der auf IT-S spezialisierte und vom BMBF geförderte Inkubator Cube5.
Auch die Gründung eines Max-Planck-Instituts für „Cybersicherheit und Schutz der Privatsphäre“ ist geplant und wird in Bochum. Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle auch das Bochumer Institut für Technologie, dass sich in den vergangenen beiden Jahren eine gewisse IT-S Expertise bei Projekten zur KI erarbeitet hat. IT-Sicherheit wurde in Bochum im Zuge der „Opel-Krise“ auf Basis strategischer Überlegungen 2005 als Fokusbranche zunächst der Stadt Bochum ausgewählt. Als grundlegende Strategie wurden unter dem Motto „Stärken stärken“ nur Branchen ausgewählt, die besonders zukünftiges Entwicklungspotenzial boten und die auch ohne spezielle Förderung in Bochum stärker vertreten waren als an vielen anderen Standorten. Dreh- und Angelpunkt war und ist das Horst-Görtz-Institut der Ruhr-Universität, mit seinen inzwischen 30 Lehrstühlen aus den Bereichen Informations- und Elektrotechnik, Mathematik, Wirtschafts-, Rechts-, Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Psychologie etc. Essen zählt hingegen ebenfalls zu den führenden IKT-Standorten in der Metropole Ruhr: In der Branche sind über 10.500 Menschen tätig – das sind 4,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Essen. Damit liegt der Anteil deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 3,1 Prozent. Als Ergebnis vielfältiger Aktivitäten sowie zahlreicher Gespräche der EWG mit Unternehmen und Institutionen der Branche ist jedoch festzuhalten, dass für eine nachhaltige Entwicklung des Bereichs „ITSecurity“ insbesondere verstärkte Aktivitäten bei der Ausbildung von Fachkräften sowie in der Personalrekrutierung, eine Sicherung des Unternehmensbestandes in der Region, die Unterstützung bei der internationalen Akquise sowie eine Stärkung der wissenschaftlichen Einrichtungen und Netzwerke dringend erforderlich sind. Der eurobits e.V. wurde bereits 1999 gegründet um die wissenschaftliche mit der wirtschaftlichen Säule möglichst von Beginn an zu vernetzen und den Technologietransfer in Gang zu bringen, Wissenschaft und Wirtschaft eng miteinander zu verzahnen und so zu einer Kommerzialisierung des an der Universität erzeugten Know-How durch Spin-off-Unternehmen beizutragen. Alle Versuche zur Vernetzung der IT-S Akteure des Ruhrgebiets vermochten jedoch bisher nach einer schwungvollen und dynamischen Anfangsphase, das hohe Tempo beim weiteren Ausbau aufgrund personeller Veränderungen auf der Organisationsebene nicht aufrechtzuerhalten. Ein Schwachpunkt der Branche liegt daher immer noch in der kaum vorhandenen Außendarstellung.
Durch das vorliegende Projekt wird es möglich, die bisher ehrenamtlich organisierten Strukturen des Vereins zu professionalisieren, um die Außendarstellung und operative Vernetzungsarbeit deutlich zu stärken. Damit kann das IT-S Cluster Ruhr nachhaltig gestärkt werden und im internationalen Vergleich eine deutlich höhere Sichtbarkeit erlangen, was wiederum zu mehr Studierenden, mehr Unternehmen und mehr Wertschöpfung in der Region führen kann.
Notwendigkeit der Förderung des Vorhabens
Im Ruhrgebiet konzentriert sich die nordrhein-westfälische IT-Sicherheitsszene und bildet ein gut vernetztes IT-Sicherheits-Ökosystem. Das Interesse des Landes an einer Weiterentwicklung des Clusters wurde bereits mehrfach dokumentiert: So haben beispielsweise die Leiter der Forschungsinstitute HGI und ifis 2016 ein Strategiepapier für die IT-Sicherheit für die Landesregierung entworfen, im März 2019 stellte Wirtschaftsminister Pinkwart bei einem Besuch in Bochum im Rahmen der Ruhrkonferenz die herausragende Bedeutung des IT-S Clusters Ruhr heraus. Bereits 1999 wurde durch die IT-Sicherheits-Szene rund um die Ruhr-Universität Bochum und das spätere Horst Görtz Institut (HGI) der eurobits e.V. gegründet. Bis heute bestehen die Mitglieder überwiegend aus Unternehmen, welche aus diesem Umfeld entstanden sind. Obwohl durch die Kontakte der Mitglieder ein loses, europaweit verzweigtes Netzwerk an Akteuren aus der Branche entstanden ist, konnte aufgrund der ehrenamtlichen Tätigkeit des Vorstands bisher keine entsprechend strategisch operationalisierte Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden.
Diese Professionalisierung der Strukturen ist Ziel des vorliegenden Projekts. Durch die Förderung wird es ermöglicht, Wirkungen zu entfalten, von denen die unternehmerischen und forschenden Mitglieder sichtbar profitieren und die Wahrnehmung des IT-S Clusters Ruhr international gesteigert werden kann. Ohne die Förderung ist diese Entfaltung für den Verein nicht zu stemmen. Allerdings wird bei erfolgreichem Projektverlauf erwartet, dass neue Mitglieder zum Verein stoßen werden und sich insgesamt eine Bereitschaft zu höheren Beiträgen für den gestiegenen Mehrwert der Vereinsmitgliedschaft entwickelt. Somit ist die beantragte Projektförderung als Anschub zu einer selbsttragenden Aktivität zu sehen. Es entstehen dem Land keine Folgekosten über die Projektlaufzeit hinaus.